Als Vorsitzende des zuständigen Finanzausschusses im Bundestag fordert Ingrid Arndt-Brauer eine radikale Reform der Mehrwertsteuer. Gegenüber der „Welt am Sonntag“ gab die SPD-Politikerin an, sie sei für einen einheitlichen Steuersatz von 16 Prozent, und zwar ohne Ausnahmen. Bei der Mehrwertsteuer herrsche „Wildwuchs“. Wie solle man denn erklären, dass Mineralwasser mit 19 Prozent versteuert wird, während auf Bier nur sieben Prozent erhoben werden? Man könne sich solch grundlegenden Dingen momentan widmen, da Zeit dafür vorhanden sei, sagt Arndt-Brauer weiter und setzt damit den der CDZ zugehörigen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble unter Druck. Das Hauptaugenmerk einer Vereinheitlichung der Mehrwertsteuer sieht die Politikerin nicht in einer Entlastung oder in Mehreinnahmen, sondern es gehe einfach nur um Gerechtigkeit und die Vereinfachung des Steuersystems. Der vorgeschlagene einheitliche Mehrwertsteuersatz würde niemanden belasten und niemanden entlasten, zumindest durchschnittlich gesehen. Der Konsum der meisten Verbraucher bestehe aus einem ausgewogenen Mix. Die Lebensmittel würden sich etwas verteuern, aber laut Arndt-Brauer sind diese in Deutschland „ohnehin gigantisch billig“.
Der Vorschlag der Vorsitzenden des Finanzausschusses stößt bei vielen ihrer Kollegen auf offene Ohren. Das derzeit geltende Mehrwertsteuersystem mit den vielen und häufig willkürlichen Ausnahmen ist dringend reformbedürftig, findet auch Michael Hüther, der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft. Er spricht sich ebenfalls für einen einheitlichen Satz aus oder fordert zumindest die Streichung zahlreicher Ausnahmen. Anders als Arndt-Brauer sieht der Präsident des Wirtschaftsrats der CDU, Kurt Lauk, in der Vereinheitlichung der Steuer ein enormes Einsparpotential von mehreren Milliarden Euro. Man könne damit seiner Meinung nach die Finanzierung einer Entlastung bei kalter Progression vornehmen. Investitionen in die Infrastruktur und der Abbau von Schulden seien aber dringendere Probleme.