Dass man in den meisten Ländern mindestens zwei verschiedene Mehrwertsteuersätze kennt, hat einen guten Grund. Die auslösende Überlegung war gewesen, dass alles das geringer besteuert werden sollte, was zu den Grundlagen des Lebens gehört. Dieser wurde in Deutschland bereits im Jahre 1963 formuliert. Zutreffen sollten diese Ermäßigungen nicht nur bei den Lebensmitteln, sondern auch bei der Bildung und Kultur. So weit zum Ursprungsgedanken der ermäßigten Mehrwertsteuer. Doch wie sieht das Bild heute aus? Einige Dinge scheinen angesichts der Zielstellung der ermäßigten Mehrwertsteuer nicht nur unverständlich, sondern schlicht grotesk.
Eine Hotelübernachtung gehört definitiv nicht zu den existenziellen Bedürfnissen. Doch es geht noch merkwürdiger. Auf Mineralwasser, Medikamente und Babynahrung werden 19 Prozent erhoben. Wieso? Gehört doch genau das zur Versorgung der Grundbedürfnisse des Menschen. Tierfutter dagegen genießt das Privileg der ermäßigten Mehrwertsteuer. Das gehört nicht zu den existenziellen Grundlagen des Menschen. Sollte das deshalb nicht genau umgekehrt geregelt werden?